Worum geht es?
KLARpsy-Texte bereiten Forschungsergebnisse aus der Psychologie für die Öffentlichkeit auf. Dieser KLARpsy-Text wurde von Mitarbeitenden des Leibniz-Instituts für Psychologie verfasst. Der KLARpsy-Text fasst die Übersichtsarbeit mit dem Titel Effects of cold-water immersion on health and wellbeing: A systematic review and meta-analysis zusammen. Diese Übersichtsarbeit beinhaltet eine Metaanalyse. Die Übersichtsarbeit wurde 2025 veröffentlicht. Sie stammt von Tara Cain und fünf weiteren Forschenden von der Universität Sussex und von der Universität Adelaide in Australien.
Was war das Ziel der Übersichtsarbeit?
Hintergrund:
In den letzten Jahren wurde Eisbaden immer beliebter. Wer sich kurzzeitig kaltem Wasser aussetzt, hofft, dass es gut für die Gesundheit ist und zum Beispiel die Abwehrkräfte stärkt. Manche berichten auch, dass sie sich durch Eisbaden weniger gestresst oder ängstlich fühlen. Ob es wirklich so positive Folgen hat, sich kurzzeitig kaltem Wasser auszusetzen, konnte die Forschung bisher aber noch nicht eindeutig zeigen.
Forschungsfrage:
Mit ihrer Übersichtsarbeit wollten die Forschenden herausfinden: Unterscheiden sich Personen, nachdem sie sich kurzzeitig kaltem Wasser ausgesetzt haben, in Bezug auf bestimmte gesundheitliche Merkmale von anderen?
Wie sind die Forschenden in der Übersichtsarbeit vorgegangen?
Welche Studien haben die Forschenden für die Übersichtsarbeit gesucht?
Die Forschenden suchten nach Studien, die die Gesundheit und den Stress von Menschen, die sich kurzzeitig in kaltem Wasser aufhalten, mit denen verglichen, die das nicht taten. Das Wasser durfte höchstens 14 Grad warm sein. Die Teilnehmenden mussten zufällig einer der beiden Gruppen (kaltes Wasser oder nicht) zugeordnet worden sein. Alle Teilnehmenden mussten mindestens 18 Jahre alt und körperlich gesund sein. Es durften keine Leistungssportler:innen mitmachen. In den Studien musste sich eine Hälfte der Teilnehmenden mindestens einmal kurzzeitig in kaltem Wasser aufhalten.
Welche Studien haben die Forschenden für die Übersichtsarbeit gefunden?
Die Forschenden haben 11 Studien aus den Jahren zwischen 2014 und 2023 gefunden, deren Ergebnisse sie zu einer Metaanalyse zusammenfassen konnten. Die meisten Studien stammten aus Australien und Litauen. Insgesamt wurden die Daten von 3 177 Teilnehmenden untersucht.
Was haben die Forschenden in der Übersichtsarbeit gemacht?
In den 11 Studien schauten die Forschenden, ob sich bestimmte Gesundheitsmerkmale von Menschen, die sich in kaltem Wasser aufgehalten haben, und anderen Menschen unterscheiden. Sie sahen sich auch an, ob sich die Personen in der Gruppe mit dem kalten Wasser weniger gestresst fühlten.
Was haben die Forschenden in der Übersichtsarbeit untersucht?
Folgende Merkmale haben die Forschenden untersucht:
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Hielten sich die Personen kurzzeitig in kaltem Wasser auf, zum Beispiel durch Eisbaden oder kaltes Duschen?
- ja oder nein
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Gesundheitsmerkmale
- Wie aktiv waren die Abwehrkräfte?
- Wie hoch waren die Entzündungswerte im Körper?
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Wie gestresst fühlten sich die Personen?
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Zeitpunkt, zu dem die Merkmale gemessen wurden, zum Beispiel:
- kurz nach dem Aufhalten in kaltem Wasser
- 12 Stunden oder 24 Stunden nach dem Aufhalten in kaltem Wasser
Hinweis der KLARpsy-Autor:innen
Sollten Ihnen Begriffe in diesem Abschnitt nicht vertraut sein, finden Sie eine Erklärung im KLARpsy-Wörterbuch.
Was sind die wichtigsten Ergebnisse?
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Das Abwehrsystem des Körpers war bei Menschen, die sich in kaltem Wasser aufhielten, nicht bedeutsam anders aktiv als bei Menschen, die sich nicht in kaltem Wasser aufhielten nahmen.
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Menschen, die sich in kaltem Wasser aufhielten, hatten danach höhere Entzündungswerte im Körper als jene, die sich nicht in kaltem Wasser aufhielten. Der standardisierte Mittelwertsunterschied
SMD direkt danach betrug 1.03. Das entspricht einem großen Unterschied zwischen beiden Gruppen. Nach einer Stunde betrug dieSMD 1.26, was ebenfalls einem großen Unterschied entspricht. -
Menschen, die sich in kaltem Wasser aufhielten, fühlten sich 12 Stunden danach weniger gestresst als Personen, die sich nicht in kaltem Wasser aufhielten. Die
SMD betrug 1.00, was einem großen Unterschied entspricht. Direkt danach und 24 oder 48 Stunden danach waren die Unterschiede zwischen beiden Gruppen nicht bedeutsam.
Wie lassen sich die Ergebnisse bewerten?
Was ist die Ursache für die Ergebnisse?
In der Übersichtsarbeit wurde gefunden, dass Personen, die sich kurzzeitig in kaltem Wasser aufhielten, danach höhere Entzündungswerte im Körper hatten und sich weniger gestresst fühlten als Personen, die sich nicht in kaltem Wasser aufhielten. Wegen der Art der Studien, die berücksichtigt wurden, kann man mit hoher Sicherheit sagen, dass die Eiswasseranwendung auch die Ursache dafür war.
Sind die Ergebnisse durch eingeschränktes Veröffentlichen von Studien verzerrt?
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Worum geht es? Eindeutige Forschungsergebnisse lassen sich leichter veröffentlichen als uneindeutige Ergebnisse. Das ist für Übersichtsarbeiten problematisch. Sie können unveröffentlichte Ergebnisse nämlich nicht berücksichtigen.
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Was bedeutet das für die vorliegende Übersichtsarbeit? Die Forschenden fanden keine Hinweise auf solche Verzerrungen. Sie nehmen deshalb an, dass der Unterschied zwischen Personen, die sich in kaltem Wasser aufhielten und denen, die sich nicht in kaltem Wasser aufhielten, tatsächlich ähnlich groß ist, wie in ihrer Übersichtsarbeit berechnet.
Wie zuverlässig sind die Ergebnisse?
Die Forschenden geben zu bedenken: Es gab nur wenige Studien, die sich mit dem Thema beschäftigten. Außerdem hatten die Studien teilweise eine geringe Qualität. Auch die einzelnen Messungen waren nicht einheitlich. Die Ergebnisse sind daher unsicher und lassen sich nicht verallgemeinern.
Welchen Alltagsbezug sehen die Forschenden in der Übersichtsarbeit?
Die Forschenden schließen aus den Ergebnissen, dass Anwendungen mit kaltem Wasser helfen könnten, Stress zu verringern. Die gestiegenen Entzündungswerte könnten laut den Forschenden außerdem Hinweise darauf geben, dass bestimmte Prozesse im Körper ablaufen, die langfristig positive Auswirkungen auf die Gesundheit haben. Wie genau das funktioniert, kann man aber noch nicht sagen.
Was ist noch zu beachten?
Wer hat die Übersichtsarbeit finanziert?
Die Erstellung der Übersichtsarbeit wurde nicht durch Dritte, zum Beispiel Stiftungen oder Unternehmen, finanziell gefördert oder unterstützt.
Berichten die Forschenden in der Übersichtsarbeit eigene Interessenkonflikte?
Die Forschenden berichten, dass keine